Illustration einer Schilddrüse mit medizinischem Fokus: Eine L-Thyroxin-Medikamentenflasche im Zentrum, begleitet von einer weißen Tablette, Waagen-Symbolen und medizinischen Symbolen. Das Bild visualisiert das Gleichgewicht zwischen Schilddrüsenhormontherapie und ärztlicher Entscheidung. Brauche ich wirklich Schilddrüsentabletten? Oder kann ich Schilddrüsentabletten absetzen?

Kann ich Schilddrüsentabletten einfach absetzen? Ist der Einsatz überhaupt gerechtfertigt?

Fragen Sie sich, ob Sie Schilddrüsentabletten wie L-Thyroxin wirklich benötigen oder ob Sie diese absetzen können?

Vielleicht nehmen Sie schon seit längerer Zeit Schilddrüsentabletten wie L-Thyroxin ein, weil Ihr TSH-Wert einmal leicht erhöht war. Oder Ihr Arzt hat Ihnen nach Ihrer letzten Blutuntersuchung ein Rezept dafür ausgestellt. Nun stellen Sie sich vielleicht die gleichen Fragen wie viele meiner Patient:innen, die zur Zweitmeinung in meine Sprechstunden kommen:

Brauche ich das wirklich (noch)?

Kann ich die Tabletten einfach absetzen, wenn ich keine Besserung spüre?

Und was passiert eigentlich, wenn ich die Schilddrüsentabletten absetze? Werde ich mich dann schlechter fühlen?

In diesem Artikel klären wir diese Fragen – verständlich und fundiert.

Schilddrüsentabletten: Was machen sie und wer braucht sie wirklich?

 

Schilddrüsentabletten wie L-Thyroxin sind das Mittel der Wahl für Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion, also einer Hypothyreose. Wenn Ihre Schilddrüse zu wenig Hormone produziert, übernimmt L-Thyroxin diese Aufgabe. Symptome wie ständige Müdigkeit, Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen oder brüchige Haare können dadurch oft gelindert werden.

Doch hier liegt der Knackpunkt: Viele Menschen nehmen Schilddrüsentabletten oder bekommen sie verschrieben, obwohl dies medizinisch nicht unbedingt notwendig ist und nicht einmal zur Besserung der Symptome beitragen. Klingt überraschend? Studien zeigen, dass insbesondere bei einer latenten Hypothyreose (dazu später mehr) das Medikament häufig „vorsichtshalber“ verordnet wird – und das dann jahrelang, ohne die Notwendigkeit zu hinterfragen.

Oft verschreiben Ärzt:innen das Medikament routinemäßig weiter, ohne regelmäßig zu prüfen, ob es wirklich noch erforderlich ist. Gleichzeitig nehmen Patient:innen die Tabletten, weil ihnen oft das nötige Wissen oder die richtige Aufklärung fehlt – und glauben fälschlicherweise, sie müssten diese ein Leben lang einnehmen.

Kennen Sie diese Situation aus eigener Erfahrung? Schreiben Sie mir gerne in die Kommentare, ich freue mich auf den Austausch!

Muss ich Schilddrüsentabletten nehmen, wenn mein TSH-Wert nicht „perfekt“ ist?

Hier wird es interessant. Eine latente Hypothyreose bedeutet: Ihr TSH-Wert ist leicht erhöht – konkret zwischen 4 und 10 mU/l – während die anderen Schilddrüsenwerte, also fT3 und fT4, im Normalbereich liegen. Vereinfacht gesagt, zeigt ein erhöhter TSH-Wert an, dass die Schilddrüse ein wenig mehr „gefordert“ wird, als üblich. Ich erkläre es gerne so: TSH ist wie ein Antreiber. Ein erhöhter Wert signalisiert, dass die Schilddrüse angeregt wird, mehr zu arbeiten.

Wann können Schilddrüsentabletten abgesetzt werden, und wann machen sie Sinn?

  • TSH zwischen 4 und 10 mU/l, ohne Beschwerden: Hier kann man oft abwarten. Viele Werte normalisieren sich von alleine! Ein leicht erhöhter TSH-Wert bedeutet nicht automatisch, dass die Schilddrüse schlecht arbeitet oder ein ernsthaftes Problem vorliegt. Ihr Körper darf und kann manchmal mehr Schilddrüsenhormone einfordern – das ist nicht krankhaft, sondern eine Anpassung.

 

  • TSH-Wert über 10 mU/l: Ab hier ist eine Behandlung meist sinnvoll, insbesondere wenn Symptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme oder starker Haarausfall vorliegen. Ab diesem Wert ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Schilddrüse tatsächlich weniger leistungsfähig ist. Wenn zusätzlich das fT4 erniedrigt ist, liegt eine manifeste Hypothyreose vor, die in der Regel behandelt werden sollte.

Warum ist eine Therapie bei TSH zwischen 4 und 10 mU/l oft nicht nötig?

Studien zeigen, dass der Nutzen einer Behandlung in diesem Bereich nicht belegt ist. Weder die Lebensqualität, noch die geistige Funktionen oder das Herz-Kreislauf-Risiko verbessern sich durch die Einnahme von Schilddrüsentabletten. Stattdessen kann es sinnvoller sein, die Werte regelmäßig zu kontrollieren und sich um die generelle Grundgesundheit zu kümmern, sowie die natürliche Schilddrüsengesundheit zu fördern.

👉 Interessant: Studien zeigen, dass bis zu 62 % der Menschen mit einem leicht erhöhten TSH-Wert (4–10 mU/l) später wieder normale Werte haben – ganz ohne Medikamente.

Ihr TSH-Wert: Werden Sie zum Chef Ihrer Schilddrüsengesundheit

Haben Sie Ihren letzten Laborbericht zur Hand? Wie hoch war Ihr TSH-Wert und wie lagen Ihre freien Schilddrüsenhormone? Wenn Sie Ihre Werte nicht kennen, ist das ein guter Anlass, das zu ändern.

Tipp: Fordern Sie künftig immer eine Kopie Ihrer Blutwerte an. So behalten Sie den Überblick über Ihre Gesundheit und können gemeinsam mit Ihrem Arzt fundierte Entscheidungen treffen. Nur wer seine Werte kennt, kann sie auch richtig bewerten!

Risiken einer unnötigen Therapie mit Schilddrüsentabletten

Was kann passieren, wenn ich Schilddrüsentabletten ohne klaren Grund oder bei latenter Hypothyreose nehme?

Schilddrüsentabletten können helfen, wenn sie nötig und richtig eingesetzt werden bei richtigen Patienten. 

Doch jetzt mal Klartext: Der Nutzen einer Behandlung mit Schilddrüsentabletten bei einer latenten Hypothyreose (TSH unter 10 mU/l) ist wissenschaftlich nicht belegt. Stattdessen ist das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen durch eine unnötige Therapie sehr gut belegt.

Das heißt: Wenn Sie Schilddrüsentabletten einnehmen, obwohl sie medizinisch nicht erforderlich sind, kann das Ihrem Körper mehr schaden als nützen.

Schilddrüsentabletten - mögliche Nebenwirkungen

  • Knochenabbau: Schilddrüsentabletten können die Knochen schwächen und das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöhen.
  • Herz außer Takt: Besonders bei älteren Menschen steigt die Gefahr von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern.
  • Nebenwirkungen for free: Jedes Medikament kann Nebenwirkungen haben. Warum den Körper belasten, wenn es keinen klaren Nutzen gibt?

Kurz gesagt: 

Wenn es keine eindeutige medizinische Notwendigkeit gibt, sollten Sie eine Therapie mit Schilddrüsentabletten immer kritisch hinterfragen – immer!

Kann ich Schilddrüsentabletten absetzen – und wie funktioniert das?

Ja, bei einer latenten Hypothyreose ist das möglich – aber bitte nur mit einem durchdachten Plan und in Absprache mit Ihrem Arzt!

Ein abruptes Absetzen ist keine gute Idee, da dies den Körper belasten und zu Problemen führen kann. Mit ärztlicher Begleitung kann das Absetzen jedoch für viele Menschen eine sinnvolle Option sein.

So funktioniert das Absetzen von Schilddrüsentabletten:

  1. Blutwerte überprüfen: Lassen Sie Ihren TSH-Wert sowie fT4 und fT3 messen. Sind die Werte stabil? Gibt es Symptome? Diese Fragen müssen vorab geklärt werden.
  2. Langsames Ausschleichen: Die Dosis sollte schrittweise reduziert werden. Ein plötzliches Absetzen von einem Tag auf den anderen ist nicht ratsam.
  3. Regelmäßige Kontrolle: Während des Ausschleichens ist es wichtig, die Blutwerte und Ihr Wohlbefinden regelmäßig zu überprüfen, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Wichtig:

Wenn Sie sich während des Prozesses plötzlich müde, erschöpft oder „neben der Spur“ fühlen, informieren Sie umgehend Ihren Arzt. Eine Anpassung des Plans kann notwendig sein.

Was tun, wenn Ihr Arzt sagt: „Nehmen Sie die Tabletten weiter!“?

Vielleicht sind Sie tatsächlich auf Schilddrüsentabletten angewiesen – und das ist völlig in Ordnung. Doch wenn Sie eine latente Hypothyreose haben, fragen Sie ruhig nach:

  • Warum nehme ich das eigentlich? Gibt’s eine klare Diagnose, die die Einnahme rechtfertigt?
  • Gibt es Alternativen? Könnte eine niedrigere Dosis ausreichen oder ist eine engmaschigere Überwachung ohne Medikamente sinnvoller?

Seien Sie mutig und hinterfragen Sie. Ärzte lieben es, wenn ihre Patienten aktiv mitdenken und informiert an Entscheidungen mitwirken (okay, vielleicht nicht alle Ärzte, aber die Guten schon 😉).

Was Sie aus diesem Artikel mitnehmen sollten:

  • Schilddrüsentabletten sind nicht immer ein Muss. Besonders bei latenter Hypothyreose kann es sinnvoll sein, die Notwendigkeit einer Behandlung kritisch zu hinterfragen.
  • Unsicher? Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber: Brauche ich die Tabletten wirklich noch?
  • Absetzen ist oft möglich, aber bitte nur mit einem durchdachten Plan und unter ärztlicher Begleitung.

Am Ende gilt: Es ist Ihr Körper und Ihre Entscheidung. Treffen Sie diese jedoch auf Basis fundierter Informationen – und mit einem Experten an Ihrer Seite, der Sie unterstützt – das ist Gold wert.

Haben Sie noch Fragen oder möchten Ihre Therapie kritisch überprüfen lassen?

Schreiben Sie mir gerne in den Kommentaren oder buchen Sie ein Online-Vorgespräch. Gemeinsam können wir Ihre Schilddrüsengesundheit ganzheitlich betrachten und die für Sie passende Lösung finden.

Ihr Wohlbefinden ist das Ziel – nicht ein „perfekter“ Laborwert!

In einem weiteren Blogbeitrag widme ich mich der Frage: Sind Schilddrüsentabletten bei Hashimoto immer notwendig? Bleiben Sie gespannt!

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Dr. med. Viktoria Schelle , Mainz

ÜBER DR. MED. VIKTORIA SCHELLE

Dr. med. Viktoria Schelle ist Ärztin und Speaker.

Sie verbindet als Pionierin in Deutschland moderne Technologien mit bewährter Diagnostik, um Krankheiten gezielt an der Wurzel zu behandeln.

Ihr Fokus: präzise Diagnostik, personalisierte und fundierte Ansätze und ganzheitliche Lösungen.

Ihr Ziel ist es, jedem Einzelnen zu seiner besten Gesundheit zu verhelfen.

Ihre Mission ist es, starke Menschen noch stärker zu machen.

Häufige Fragen zu Schilddrüsentabletten und Schilddrüsenunterfunktion

Nicht unbedingt. Bei einer latenten Hypothyreose (TSH zwischen 4 und 10 mU/l) ohne Symptome ist eine Therapie oft nicht nötig. Viele TSH-Werte normalisieren sich von selbst.

Erst bei einem TSH-Wert über 10 mU/l oder eindeutigen Symptomen macht eine Behandlung meist Sinn.

Ja, aber niemals ohne Plan und nicht alleine. Ein Absetzen sollte langsam und unter ärztlicher Begleitung erfolgen.

Vorab sollten Ihre Werte (TSH, fT4, fT3) geprüft und im Verlauf engmaschig kontrolliert werden.

Die kurze Antwort: Nein. 

Eine unnötige Einnahme kann Nebenwirkungen wie Knochenabbau (Osteoporose) oder Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern) begünstigen. Medikamente sollten nur dann eingesetzt werden, wenn ein klarer Nutzen besteht.

Eine latente Hypothyreose bedeutet, dass der TSH-Wert erhöht ist (zwischen 4 und 10 mU/l), die freien Schilddrüsenhormone (fT3 und fT4) jedoch im Normalbereich liegen.

Oft verursacht dieser Zustand keine Symptome und erfordert keine Behandlung.

Bei leicht erhöhten Werten sollten die Schilddrüsenwerte (TSH, fT4, fT3) initial nach 6 Monaten, dann einmal jährlich überprüft werden.

Laut aktueller Leitlinie sollten TSH-Verlaufskontrollen nach der Einstellung auf eine stabile Dosis halbjährlich erfolgen. Danach können sie in der Regel auf einmal jährlich reduziert werden.

Das Kontrollintervall kann jedoch individuell angepasst werden – abhängig von Ihrer klinischen Symptomatik und Ihrem Wunsch als Patient:in. Voraussetzung dafür ist eine umfassende Aufklärung durch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, damit Sie gemeinsam die für Sie passende Kontrollhäufigkeit festlegen können.

Ohne Therapie und bei stabilen Werten reicht meist eine Kontrolle alle 1–2 Jahre.

Eine Behandlung ist notwendig bei:

  • Manifester Hypothyreose: TSH-Wert über 10 mU/l und erniedrigtes fT4.
  • Eindeutigen Symptomen: Müdigkeit, Gewichtszunahme, Haarausfall.
  • Besonderen Umständen: Kinderwunsch oder bestehende Schwangerschaft.
  • Ständige Müdigkeit
  • Gewichtszunahme
  • Kälteempfindlichkeit
  • Haarausfall
  • Konzentrationsprobleme
  • Trockene Haut

Diese Symptome werden in medizinischen Leitlinien und Nachschlagewerken, aber auch medizinischen Onlinedatenbanken ohne Evidenzangaben häufig als typische Symptome bezeichnet. Doch diese Symptome sind sehr unspezifisches und kommen bei vielen anderen Gesundheitsproblemen vor und können daher nicht als „typisch“ bezeichnet werden.


 

TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) reguliert die Schilddrüsenfunktion. Ein erhöhter TSH-Wert zeigt an, dass Ihre Schilddrüse mehr Hormone produzieren soll. Er ist ein wichtiger Marker für die Beurteilung der Schilddrüsengesundheit.

Ja, in vielen Fällen. Bis zu 62 % der Patient:innen mit leicht erhöhtem TSH-Wert (4–10 mU/l) zeigen bei späteren Messungen wieder normale Werte – ohne Behandlung.

Schilddrüsentabletten wie L-Thyroxin ersetzen fehlende Schilddrüsenhormone bei einer Unterfunktion und normalisieren so den Stoffwechsel. Dies kann dazu beitragen, Gewichtszunahmen, die durch die Unterfunktion verursacht wurden, rückgängig zu machen.

Allerdings ist der beobachtete Gewichtsverlust vor allem auf Flüssigkeitsverlust (nicht höher als 5 kg) zurückzuführen. Der Abbau von Körperfett durch Levothyroxineinnahme ist gering und – wenn überhaupt – erst im späteren Behandlungsverlauf zu beobachten. (Quelle)

Wichtig ist, dass L-Thyroxin kein Mittel zur Gewichtsreduktion für Personen ohne Schilddrüsenunterfunktion ist. Eine unsachgemäße Einnahme kann zu ernsthaften gesundheitlichen Risiken wie Herzrhythmusstörungen und Knochenschwund führen. Für eine nachhaltige Gewichtsabnahme sind eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung entscheidend.

Wenn Sie trotz Therapie Schwierigkeiten haben, Ihr Gewicht zu halten oder abzunehmen, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen, um andere mögliche Ursachen zu prüfen.

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