Ein Mädchen im festlichen rot-karierten Kleid mit Rentiergeweih-Stirnband hält eine weihnachtlich dekorierte Geschenktüte und blickt hinein, vor einem roten Hintergrund.

Zucker bei Kindern in der Adventszeit: Wie viel ist zu viel? Tipps für gesunde Alternativen

Die Adventszeit für Kinder ist magisch – überall duftet es nach Plätzchen, Lebkuchen und heißem Punsch. Die Augen unserer Kinder leuchten, und die Versuchung, ein süßes Plätzchen nach dem anderen zu genießen, ist groß. Doch hinter all der weihnachtlichen Romantik verbirgt sich eine Tatsache, die Eltern oft nicht bewusst ist: Unsere Kinder werden in der Adventszeit regelrecht in Zucker gebadet.

Als Ärztin mit Schwerpunkt Prävention und Ernährungsmedizin sehe ich täglich die langfristigen Folgen einer ungesunden Ernährung – Übergewicht, Diabetes, und vor allem die emotionale Bindung an Zucker, die häufig in der Kindheit beginnt.

Heute möchte ich zeigen, warum es wichtig ist, den Zuckerkonsum in der Adventszeit kritisch zu hinterfragen – und wie wir Weihnachten auch ohne eine Süßigkeitenflut zu einer unvergesslichen Zeit machen können.

"Es ist doch nur einmal im Jahr" – wirklich?

Viele Eltern rechtfertigen den hohen Zuckerkonsum in der Adventszeit mit dem Argument: „Es ist doch nur einmal im Jahr, das schadet doch nicht.“ Doch diese Wahrnehmung trügt gewaltig. Wenn wir den Jahresverlauf betrachten, wird schnell klar, dass Süßigkeiten nicht auf die Weihnachtszeit beschränkt sind.

Zuckerfalle im Jahresverlauf

  • Geburtstage: Kuchen, Süßigkeiten und Limonade.
  • Ostern: Schokohasen und -eier in rauen Mengen.
  • Halloween: Eine wahre Süßigkeiten-Orgie.
  • Sommerfeste und Ferien: Eiscreme, Zuckerwatte und Slushies.
  • Nikolaus und Weihnachten: Plätzchen, Lebkuchen, Schokolade, und Glühwein für die Großen.

Tatsächlich gibt es kaum einen Monat ohne besondere Anlässe, bei denen Süßigkeiten im Mittelpunkt stehen.

Hinzu kommt der alltägliche Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln: Kakao, Müsliriegel, süße Brotaufstriche, Fruchtjoghurts und Limonaden. Die Summe all dieser Ereignisse und Gewohnheiten sorgt dafür, dass viele Kinder das gesamte Jahr über eine überdurchschnittlich hohe Zuckerzufuhr haben. Weihnachten ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Die Adventszeit ist also keine Ausnahme, sondern das Sahnehäubchen auf einem ohnehin süßen Jahr. Hier bewusst gegenzusteuern, kann für Kinder langfristig entscheidend sein.

Zucker in der Adventszeit: Bis zu 3 Kilo pro Kind

Ja, Sie haben richtig gelesen: Kinder können in der Weihnachtszeit bis zu 3 Kilogramm Zucker konsumieren. Das entspricht etwa 75 Tafeln Schokolade. Wie kommt das zustande? 

Zuckerfallen in der Adventszeit: Eine einfache Rechnung

  • Ein Kinder Adventskalender (24 Türchen): bis zu ca. 300 g Zucker.
  • Plätzchen (5 Kekse täglich): ca. 600 g Zucker in 24 Tagen.
  • Kinderpunsch (eine Tasse pro Adventssonntag): ca. 100 g Zucker.
  • Lebkuchen und Schokoweihnachtsmann (Nikolaus und Weihnachten): ca. 500 g Zucker.

Dazu kommen noch die versteckten Zuckerquellen: Kakaogetränke, süße Snacks und Dessert-Klassiker. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedoch, dass Kinder maximal 5 bis 10 Prozent ihrer täglichen Kalorienzufuhr aus Zucker beziehen sollten – das entspricht etwa 25 g oder 6 Teelöffel Zucker pro Tag. In der Adventszeit liegt der Konsum jedoch häufig beim Dreifachen oder mehr.

Welche Folgen hat zu viel Zucker für Ihr Kinder?

Kinder sind in der Adventszeit nicht nur überzuckert – sie werden geprägt. Süßigkeiten gehören für viele Kinder fest zu Weihnachten. Diese starke emotionale Verknüpfung mit Zucker bleibt häufig bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Kurzfristige Auswirkungen: Zuckerhoch und -crash

Zu viel Zucker sorgt bei Kindern für einen schnellen Anstieg des Blutzuckers, gefolgt von einem abrupten Abfall – dem sogenannten Zuckercrash. Das führt zu:

  • Konzentrationsproblemen
  • Heißhungerattacken
  • Stimmungsschwankungen

Langfristige gesundheitliche Risiken

  • Zucker liefert ausschließlich leere Kalorien – keine Nährstoffe, keine Vitamine. Doch das ist nicht das einzige Problem: Ein dauerhaft hoher Zuckerkonsum bei Kindern ist mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht, Typ-2-Diabetes und Zahnprobleme verbunden.
  • In einer Studie, die 2014 in JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurde, hat Dr. Hu und seine Kollegen fanden einen Zusammenhang zwischen einer zuckerreichen Ernährung und einem höheren Risiko, an Herzerkrankungen zu sterben. Im Laufe der 15-jährigen Studie hatten Menschen, die 17 % bis 21 % ihrer Kalorien durch Zuckerzusatz zu sich nahmen, ein um 38 % höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, als diejenigen, die 8 % ihrer Kalorien als Zuckerzusatz zu sich nahmen.

  • Karies ist ebenfalls ein großes Problem: Zucker fördert die Vermehrung von Bakterien im Mund, die Säuren produzieren und den Zahnschmelz angreifen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) sind Kinder mit hohem Zuckerkonsum häufiger von Zahnerkrankungen betroffen.

Emotionale Bindung an Zucker

Viele Eltern setzen Süßigkeiten als Belohnung oder Trostmittel ein: „Wenn du brav bist, bekommst du Schokolade!“ oder „Du bist traurig? Hier, nimm ein Stück Kuchen!“ Diese Prägung bleibt häufig ein Leben lang bestehen. Zucker wird zu einem Mittel, um Stress, Frust oder Langeweile zu kompensieren.

Eine Studie der Cornell University (2020) hat gezeigt, dass Kinder, die in ihrer Kindheit häufig mit Zucker belohnt wurden, später ein höheres Risiko für emotionales Essen haben.

Als Erwachsene kämpfen diese Kinder häufig mit emotionalem Essen, einem gestörten Sättigungsgefühl und ungesunden Essgewohnheiten.

Zucker prägt – und das ein Leben lang

Viele der Probleme, die ich in meiner Praxis sehe – von Übergewicht bis zu emotionalen Essstörungen – haben ihre Wurzeln in der Kindheit. Es beginnt oft mit einem harmlosen „Es ist doch nur Weihnachten“, wird aber zur Gewohnheit, die ein Leben lang bleibt.

Kinder, die in der Kindheit zu viel Zucker konsumieren, haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes und Zahnprobleme – auch die Grundlagen für andere chronische Erkrankungen werden gelegt. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber und selbst psychische Probleme wie Depressionen können mit einer ungesunden Ernährung in Zusammenhang stehen (zur Quelle).

Wie gelingt eine zuckerbewusste Adventszeit?

Es geht nicht darum, alles Süße zu verbieten – sondern um einen gesunden und bewussten Umgang mit diesem Genussmittel. Hier sind meine Tipps:

  1. Adventskalender ohne Süßigkeiten
    Statt Schokolade können Sie den Kalender mit kleinen Überraschungen füllen: Bastelmaterial, Spielfiguren, Rätseln oder Gutscheinen für gemeinsame Aktivitäten. Kinder lieben die Spannung des Auspackens – es muss nicht immer Süßes sein.

  2. Plätzchen backen – aber gesünder
    Probieren Sie Rezepte mit natürlichen Alternativen wie Datteln, Bananen oder Apfelmus als Süßungsmittel. Haferflockenplätzchen mit Nüssen und Zimt schmecken herrlich und brauchen nicht immer extra Zucker zum Süßen.

  3. Kinder aufklären, statt Süßigkeiten verbieten
    Machen Sie Zucker sichtbar: Zeigen Sie ihnen, wie viel Zucker in einem Glas Kinderpunsch oder einem Schokoriegel steckt. Lassen Sie sie Würfelzucker abwiegen – das schafft ein Bewusstsein, das hängen bleibt. Erklären Sie Ihrem Kind, was Zucker und Süßigkeiten in seinem Körper machen. 

  4. Alternative Weihnachtsfreuden schaffen ohne Fokus auf Süßigkeiten
    Basteln, Weihnachtsgeschichten lesen, Lieder singen oder ein Spaziergang durch den verschneiten Wald – es gibt so viele Möglichkeiten, die Adventszeit zu genießen, ohne dass Süßigkeiten und Snacks im Mittelpunkt stehen.

Süßes Nein, Weihnachten Ja! - Schenken Sie Ihrem Kind eine gesunde Adventszeit

Eine bewusste Zuckerreduktion in der Adventszeit ist mehr als ein kurzfristiger Verzicht – es ist ein langfristiges Geschenk an die Gesundheit Ihrer Kinder. Sie helfen ihnen, gesunde Gewohnheiten  und eine gesunde Beziehung zu Essen zu entwickeln. Und damit legen Sie den Grundstein für ein Leben ohne unnötige Gesundheitsrisiken. Weihnachten bleibt dabei genauso magisch – mit strahlenden Kinderaugen, die zeigen: Wahre Freude braucht keinen Zucker.

Was bringt’s?

Ein bewusster Umgang mit Zucker in der Adventszeit hat große Vorteile:

  • Gesündere Gewohnheiten für die Zukunft: Kinder lernen, dass Genuss nicht immer süß sein muss.
  • Weniger Zuckerkonsum bedeutet weniger Risiko für Übergewicht, Diabetes und Zahnprobleme.
  • Weihnachten wird wieder das, was es sein soll: eine Zeit der Gemeinsamkeit, des Lachens und der Vorfreude – ohne emotionale Abhängigkeit von Süßem.
Dr. med. Viktoria Schelle , Mainz

ÜBER DR. MED. VIKTORIA SCHELLE

Dr. med. Viktoria Schelle ist Ärztin und Expertin für Prävention und Ernährungsmedizin.

Sie verbindet als Pionierin in Deutschland moderne Technologien mit bewährter Diagnostik, um Krankheiten gezielt an der Wurzel zu behandeln.

Ihr Fokus: präzise Diagnostik, personalisierte und fundierte Ansätze und ganzheitliche Lösungen.

Ihr Ziel ist es, jedem Einzelnen zu seiner besten Gesundheit zu verhelfen.

Ihre Mission ist es, starke Menschen noch stärker zu machen.

Häufig gestellte Fragen zum Zuckerkonsum bei Kindern

Kinder konsumieren in der Adventszeit oft bis zu 3 Kilogramm Zucker – das entspricht etwa 75 Tafeln Schokolade. Der hohe Konsum stammt aus Schoko-Adventskalendern, Plätzchen, Kinderpunsch und Schokoladenfiguren.

Zu viel Zucker kann bei Kindern gesundheitliche Probleme wie Übergewicht, Typ-2-Diabetes und Zahnprobleme verursachen. Zudem fördert Zucker die emotionale Verknüpfung mit Essen, was zu ungesunden Gewohnheiten im Erwachsenenalter führen kann.

Füllen Sie den Adventskalender mit kleinen Überraschungen wie Bastelmaterial, Spielfiguren, Rätseln oder Gutscheinen für gemeinsame Aktivitäten. Alternativ können Sie selbstgemachte Leckereien mit wenig oder natürlichem Zucker anbieten.

Bieten Sie gesunde Alternativen wie Obst oder Nüsse an, backen Sie gemeinsam zuckerreduzierte Plätzchen und achten Sie auf versteckten Zucker in Getränken und verarbeiteten Lebensmitteln.

Kinder orientieren sich am Verhalten der Eltern. Ein bewusster Umgang der Eltern mit Zucker fördert ein gesundes Essverhalten bei den Kindern.

Wenn Großeltern oder andere Süßigkeiten schenken, ist das oft gut gemeint. Mit einem offenen Gespräch, klaren Regeln und alternativen Vorschlägen können Sie dafür sorgen, dass alle glücklich sind – vor allem Ihr Kind, das von einem bewussten Umgang mit Zucker langfristig profitiert.

Machen Sie Zucker sichtbar, indem Sie gemeinsam die Zuckermengen in Lebensmitteln analysieren. Lassen Sie Ihr Kind Würfelzucker abwiegen oder die Angaben auf Verpackungen lesen. So entwickelt es ein besseres Verständnis für gesunde Ernährung.

Der Gedanke „Es ist ja nur einmal im Jahr“ trügt, da es viele Anlässe für Süßigkeiten im Jahresverlauf gibt. Der regelmäßige hohe Zuckerkonsum summiert sich und kann langfristig gesundheitliche Folgen haben.

Fokussieren Sie sich auf gemeinsame Aktivitäten wie Basteln, Weihnachtsgeschichten lesen, Lieder singen oder Spaziergänge im Schnee. Solche Erlebnisse schaffen bleibende Erinnerungen, ganz ohne den Fokus auf Süßigkeiten.

  • Lesen Sie die Zutatenliste und achten Sie auf Begriffe wie Glukosesirup, Fruktose, Saccharose oder Maltodextrin, die auf zugesetzten Zucker hinweisen.
  • Achten Sie auf die Nährtwertangaben auf den Produkten. Wie viele Kohlenhydrate sind pro 100g in diesem Produkt. 

Erklären Sie die Auswirkungen von Zucker auf den Körper, setzen Sie klare Regeln für den Süßigkeitenkonsum und seien Sie ein Vorbild im eigenen Essverhalten.

Hoher Zuckerkonsum kann zu schnellen Blutzuckerschwankungen führen, die Hyperaktivität oder Konzentrationsprobleme begünstigen können.

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