Hashimoto und Schilddrüsentabletten: Ist L-Thyroxin wirklich immer notwendig?
Ich habe die Diagnose Hashimoto, muss ich wirklich Schilddrüsentabletten nehmen?
Hashimoto-Thyreoiditis – allein der Name klingt kompliziert. Wenn Sie diese Diagnose erhalten haben, haben Sie vielleicht schon oft gehört: „Das bedeutet, dass Sie Ihr Leben lang Schilddrüsentabletten L-Thyroxin nehmen müssen.“ Aber ist das tatsächlich so?
Werfen wir gemeinsam einen Blick darauf, was die Wissenschaft und die aktuellen Leitlinien dazu sagen.
Was passiert bei Hashimoto eigentlich?
Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Ihr Immunsystem die eigene Schilddrüse angreift.
Die Folge: Die Schilddrüse entzündet sich, schrumpft im Laufe der Zeit und produziert immer weniger Hormone. Das klingt zunächst nach einem klaren Fall für L-Thyroxin, aber so eindeutig ist es nicht immer.
Wann braucht man bei Hashimoto Schilddrüsentabletten?
1. Wenn die Schilddrüse wirklich nicht mehr genug Hormone produziert (TSH >10 mU/l oder niedriges fT4)
Sobald Ihre Werte – vor allem TSH und fT4 (TSH >10 mU/l oder niedriges fT4) – zeigen, dass Ihre Schilddrüse nicht mehr ausreichend arbeitet, hilft L-Thyroxin, Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder brüchige Nägel zu lindern. In diesen Fällen ist eine Therapie wichtig und notwendig.
2. Bei Symptomen einer Unterfunktion, auch wenn die Werte noch im Rahmen sind (TSH 4–10 mU/l, normales fT4 UND Symptome)
Manchmal arbeitet die Schilddrüse noch einigermaßen (TSH 4–10 mU/l, normales fT4), aber Sie haben trotzdem Symptome einer Unterfunktion. In solchen Fällen KANN ein Therapieversuch mit L-Thyroxin sinnvoll sein – allerdings unter strenger Kontrolle Ihrer Blutwerte und nur, wenn Sie sich durch die Therapie tatsächlich besser fühlen.
Sollten sich Ihre Symptome mit den Schilddrüsentabletten nicht bessern, obwohl die Schilddrüsenwerte sich normalisiert haben, so sollten oder dürfen die Schilddrüsentabletten wieder abgesetzt werden.
3. Wenn die Werte nur leicht abweichen, aber keine Symptome vorliegen (TSH 4–10 mU/l, normales fT4, aber KEINE Symptome)
Hier wird es spannend. Bei einem leicht erhöhten TSH-Wert ohne Beschwerden (zum Beispiel <10 mU/l) raten die Leitlinien: Abwarten! Oft normalisiert sich der TSH-Wert in diesen Fällen von selbst. Eine Therapie der Hashimoto mit Schilddrüsentabletten L-Thyroxin bringt hier in der Regel keinen nachweisbaren Nutzen.
Was sagen die aktuellen Leitlinien?
Die deutschen Leitlinien und internationale Leitlinien zur Behandlung von Hashimoto-Thyreoiditis und Hypothyreose (manifesten Schilddrüsenunterfunktion) sind klar:
- Manifeste Schilddrüsenunterfunktion (TSH >10 mU/l oder niedriges fT4): Hier ist eine Behandlung mit L-Thyroxin eindeutig empfohlen.
- Latente Schilddrüsenunterfunktion (TSH zwischen 4 und 10 mU/l, normales fT4): Eine Therapie wird nur empfohlen, wenn Symptome bestehen oder besondere Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Kinderwunsch vorliegen.
- Schilddrüsenunterfunktion OHNE Symptome und bei älteren Menschen: In diesen Fällen reicht oft eine regelmäßige Kontrolle der Werte aus, ohne direkt Schilddrüsentabletten wie L-Thyroxin einzunehmen.
Ein wichtiger Punkt: Die Leitlinien betonen, dass der TSH-Wert nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein sollte. Entscheidend ist auch, wie Sie sich fühlen und ob Ihre Lebensqualität eingeschränkt ist.
Warum wird bei Hashimoto häufig zu schnell behandelt?
Die Diagnose „Hashimoto“ verunsichert viele Betroffene. Häufig werden dann vorsorglich Schilddrüsentabletten verschrieben, auch bei leicht erhöhten Werten oder fehlenden Symptomen. Dabei zeigen die Leitlinien klar, dass Geduld oft der bessere Weg ist, insbesondere bei asymptomatischen Fällen.
Mythen rund um Hashimoto und Schilddrüsentabletten
Mythos 1: „Bei Hashimoto müssen Sie immer Schilddrüsentabletten nehmen.“
Das stimmt so nicht. Solange Ihre Schilddrüse noch ausreichend Hormone produziert und Sie keine Beschwerden haben, ist eine Therapie mit Schilddrüsentabletten nicht zwingend notwendig. Besser wäre es hier die allgemeine Grundgesundheit zu stärken, Entzündungen im Körper zu reduzieren und Übergewicht abzubauen.
Mythos 2: „Die Dosis der Schilddrüsentabletten bleibt immer gleich.“
Ihr Körper verändert sich im Laufe der Zeit, und damit auch Ihr Bedarf an Schilddrüsenhormonen. Stress, Gewichtsveränderungen oder das Alter können Anpassungen der Dosis erforderlich machen. Regelmäßige Kontrollen sind daher entscheidend.
Mythos 3: „Die Dosis hängt nur vom TSH-Wert ab.“
Der TSH-Wert ist ein wichtiger Indikator, aber nicht das einzige Maß. Ihre Symptome, Ihr Wohlbefinden und die freien Schilddrüsenhormone spielen eine ebenso zentrale Rolle.
Mythos 4: „Hashimoto führt immer zur Gewichtszunahme oder verhindert die Gewichtsabnahme.“
Mit einer gut eingestellten Schilddrüse ist eine Gewichtsabnahme grundsätzlich möglich. Hashimoto führt nicht zwangsläufig zur Gewichtszunahme. Entscheidend sind hier nicht nur Ihre Laborwerte, sondern auch Ihre Ernährung, Bewegung und die Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Stress oder Schlafqualität. Sollten Sie Schwierigkeiten mit Ihrem Gewicht haben, lohnt es sich, gemeinsam in unserem 360° Check Up mögliche Ursachen genauer zu betrachten.
Fazit: Brauchen Sie bei Hashimoto immer Schilddrüsentabletten?
Die Einnahme von L-Thyroxin ist bei Hashimoto in bestimmten Fällen sinnvoll, aber nicht immer notwendig. Wichtig ist, dass Ihre Therapie regelmäßig überprüft und individuell auf Sie abgestimmt wird. Es geht dabei nicht nur darum, Laborwerte „perfekt“ zu machen, sondern in erster Linie darum, Ihre Lebensqualität zu verbessern.
Sind Sie unsicher, ob Ihre Therapie noch passt?
Holen Sie sich eine zweite Meinung, lassen Sie Ihre Werte überprüfen und sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über Ihre Optionen. Und falls Sie Fragen haben, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung – gemeinsam finden wir den Weg, der zu Ihnen passt!
Gerne können Sie schon mal meinen vorherigen Beitrag zu „KANN ICH SCHILDDRÜSENTABLETTEN EINFACH ABSETZEN? IST DER EINSATZ ÜBERHAUPT GERECHTFERTIGT?“ lesen.
ÜBER DR. MED. VIKTORIA SCHELLE
Dr. med. Viktoria Schelle ist Ärztin und Speaker.
Sie verbindet als Pionierin in Deutschland moderne Technologien mit bewährter Diagnostik, um Krankheiten gezielt an der Wurzel zu behandeln.
Ihr Fokus: präzise Diagnostik, personalisierte und fundierte Ansätze und ganzheitliche Lösungen.
Ihr Ziel ist es, jedem Einzelnen zu seiner besten Gesundheit zu verhelfen.
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Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen
Muss ich bei Hashimoto immer Schilddrüsentabletten einnehmen?
Nein, nicht jede:r mit Hashimoto benötigt Schilddrüsentabletten. Die Einnahme von L-Thyroxin ist nur erforderlich, wenn Ihre Schilddrüse nicht mehr genügend Hormone produziert (manifeste Hypothyreose) oder wenn Symptome trotz grenzwertiger Werte bestehen. Bei latenter Hypothyreose ohne Beschwerden empfehlen die Leitlinien meist keine Therapie.
Wann sollte eine Therapie mit Schilddrüsentabletten L-Thyroxin begonnen werden?
Eine Behandlung mit Schilddrüsentabletten L-Thyroxin wird bei einem TSH-Wert über 10 mU/l oder einem niedrigen fT4 klar empfohlen. Bei Werten zwischen 4 und 10 mU/l wird eine Therapie nur bei Symptomen oder bestimmten Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Kinderwunsch empfohlen.
Kann Hashimoto zu einer Gewichtszunahme führen?
Ja, Hashimoto kann durch eine verminderte Schilddrüsenhormonproduktion eine Gewichtszunahme begünstigen. Allerdings handelt es sich dabei häufig nicht um eine Zunahme von Körperfett, sondern eher um eine vermehrte Wasseransammlung im Gewebe (Ödeme), insbesondere wenn Sie sich isokalorisch, also Ihrem Kalorienbedarf entsprechend, ernähren. Sobald Ihre Schilddrüsenhormone richtig eingestellt sind, sollte diese Wasseransammlung zurückgehen und das Gewicht wieder leichter kontrollierbar werden. Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein gutes Stressmanagement unterstützen zusätzlich eine langfristige Gewichtsregulation.
Verhindert Hashimoto eine Gewichtsabnahme?
Eine unbehandelte manifeste
Eine unbehandelte manifeste Schilddrüsenunterfunktion kann die Gewichtsabnahme erschweren, da sich vermehrt Wasser im Körper ansammeln kann. Eine Körperfettabnahme ist jedoch auch unter diesen Umständen möglich, sofern Sie sich moderat kalorienreduziert und bedarfsdeckend ernähren. Mit einer gut eingestellten Schilddrüsentherapie besteht keine Einschränkung – Sie können genauso effektiv Gewicht verlieren wie Menschen ohne Schilddrüsenerkrankung.
Sollten Sie dennoch Schwierigkeiten haben, Gewicht zu reduzieren, lohnt es sich, andere Faktoren genauer zu betrachten. Dazu gehören Ihre Ernährung, Bewegungsgewohnheiten, Stressmanagement und gegebenenfalls hormonelle Ungleichgewichte. Ein individueller Ansatz kann hier besonders hilfreich sein. Lassen Sie sich in der Privatpraxis Dr. Schelle beraten.
Kann sich der TSH-Wert bei Hashimoto ohne Schilddrüsentabletten normalisieren?
Ja, der TSH-Wert kann sich bei Hashimoto-Thyreoiditis in einigen Fällen ohne Therapie normalisieren, doch im Verlauf kommt es aufgrund des Fortschreitens der Erkrankung zur einer manifesten Schilddrüsenunterfunktion.
Eine manifeste Schilddrüsenunterfunktion entwickelt sich typischerweise innerhalb von 5 bis 10 Jahren bei etwa 20–40 % der Patienten mit Hashimoto.
Genetische Prädisposition und Umweltfaktoren Stress, ungesunder Lebensstil und andere Autoimmunerkrankungen können den Verlauf beschleunigen oder verlangsamen
Was passiert, wenn ich Schilddrüsentabletten wie L-Thyroxin falsch dosiere?
Kann ich Hashimoto durch Ernährung beeinflussen?
Eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann helfen, die Symptome von Hashimoto zu lindern und Ihre Lebensqualität zu verbessern. Wichtige Faktoren sind die Vermeidung von Nährstoffmängeln (z. B. Jod, Selen, Eisen, Vitamin D) sowie die Reduktion von Entzündungen im Körper. Lassen Sie sich hierzu in der Privatpraxis Dr. Schelle beraten individuell beraten.